JUBU Jugendbeteiligung bei Bürgerbudgets

Pädagogische Grundlagen

Wir möchten pädagogische Fachkräfte in Schulen und Jugendarbeit einladen, Bürgerbudgets für die Arbeit mit jungen Menschen zu nutzen. Angesichts der Verbreitung anti-demokratischer Tendenzen und Verschwörungsmythen in der Gesellschaft geht es uns darum, die Vorteile der liberalen Demokratie erfahrbar zu machen. Durch die Mitgestaltung des eigenen Wohnortes bieten Bürgerbudgets die Möglichkeit, Selbstwirksamkeit zu erfahren und damit eine demokratische Resilienz zu fördern. Auf dieser Seite haben wir Informationen zu unserem pädagogischen Ansatz zusammengestellt. Im Fokus stehen dabei Jugendliche ab einem Alter von 15 Jahren. 

// Worum geht es konkret bei Bürgerbudgets? //

Bürgerbudgets stehen für gelebte Demokratie. Alle Einwohner*innen ab einem bestimmten Alter können Vorschläge für ihren Wohnort einreichen und anschließend in einer demokratischen Abstimmung entscheiden, welches Vorhaben finanziert werden soll. Die Vorschläge mit den meisten Stimmen bekommen eine Finanzierung, bis der bereitgestellte Betrag aufgebraucht ist. 

// Die Details der Bürgerbudgets sind in jedem Ort anders //

Die Höhe der bereitgestellten Gelder variiert von Ort zu Ort ebenso wie die Kostenobergrenze für einzelne Vorschläge. Grundsätzlich geht es um die Finanzierung kleinerer Projekte zur unmittelbaren Verbesserung des Lebensumfeldes. So stehen z. B. in Eberswalde 100.000 Euro mit einer Kostenobergrenze von 15.000 Euro je Vorschlag zur Verfügung. In Nuthetal werden 50.000 Euro bereitgestellt, ein Vorschlag darf dabei maximal 10.000 Euro kosten. Letztlich entscheidet jede Kommune selbst über die Höhe der Beträge. Informationen hierzu sind meist auf der kommunalen Webseite veröffentlicht. Die Höhe des bereitgestellten Betrages und die Obergrenze für einzelne Vorschläge haben einen Einfluss darauf, wie viele Vorschläge aus dem Bürgerbudget finanziert werden können.

Bei manchen Bürgerbudgets wird die Entscheidung über die zu finanzierenden Vorschläge nicht per allgemeiner Abstimmung gefällt, sondern von einer Jury getroffen, in der Einwohner*innen oder Vereine des Ortes vertreten sind.

// Junge Menschen sind unterrepräsentiert //

Junge Menschen können bei Bürgerbudgets mitmachen! Die Altersgrenze variiert ebenfalls von Ort zu Ort. In der Regel ist jedoch eine Beteiligung ab zwölf oder 14 Jahren möglich – manchmal gibt es auch gar keine Altersbeschränkung. 

Allerdings wissen junge Menschen oft nicht, dass sie bei Bürgerbudgets eigene Vorschläge einreichen und an der Abstimmung teilnehmen können. JUBU möchte dies ändern! Wir stellen pädagogischen Fachkräften in Schule und Jugendarbeit Formate und Materialien zur Verfügung und begleiten sie gerne bei der Umsetzung.

In Brandenburg gibt es Bürgerbudgets in etwa 50 Orten – so viel wie in keinem anderen Bundesland.

Vase mit Stimmtalern (aus Eberswalde)

// Politische Bildung an einem realen Prozess //

Konzepte der Politischen Bildung sind oft dann erfolgreich, wenn sie mit einem unmittelbaren Erleben verbunden sind. Durch das Einreichen eigener Vorschläge und die Teilnahme an der Abstimmung bei Bürgerbudgets können junge Menschen ihr Lebensumfeld aktiv mitgestalten und Selbstwirksamkeit erfahren, womit eine demokratische Resilienz gestärkt werden kann. Dies ist gerade für Jugendliche ab 15 Jahren von besonderer Bedeutung, da in diesem Alter Werte und Einstellungen gefestigt werden.

// Demokratischer Zyklus für Jugendbeteiligung bei Bürgerbudgets //

Bürgerbudgets eignen sich als Lern- und Erfahrungsorte, weil sie die Prinzipien der großen Demokratie im Kleinen widerspiegeln. In Anlehnung an Lasswell’s Modell des „policy cycle“ haben wir für eine Beteiligung junger Menschen bei Bürgerbudgets einen Zyklus der Beteiligung entwickelt. 

Demokratischer Zyklus. Im Kreis sind im Uhrzeigersinn die sechs Bezeichnungen für Stationen des Zyklus angeordnet: Zugang, Austausch über Bedürfnisse, Diskussion und Vorschlagseinreichung, Wahlkampagne, Abstimmung und Begleitung der Umsetzung.

Bei dem Zyklus bilden Schlüsselprinzipien der Demokratie die verschiedenen Stationen des Zyklus. Zu diesen gehören: Austausch und Diskussion zur Einreichung eines Vorschlags, die Entwicklung einer Werbekampagne zur Gewinnung von Unterstützer*innen, die Teilnahme an der Abstimmung beim Bürgerbudget und ggf. die Begleitung der Umsetzung des Vorschlags. Während dieses Prozesses finden Gespräche mit Verwaltung und Politik statt. Es geht uns darum, die Handlungsmöglichkeiten und zuständigen Akteure im politischen System kennenzulernen. Wir möchten damit junge Menschen ermutigen, sich auch in Zukunft mit ihren Anliegen in die Demokratie einzubringen.

// JUBU bietet Formate und Materialien //

Auf der Basis des Zyklus haben wir Formate für Schule und Offene Jugendarbeit entwickelt. Die Formate für die Schule bezeichnen wir als „Demokratietage” sie lassen sich im Rahmen von ein bis zwei Tagen durchführen und umfassen die Module „Demokratie und Beteiligung in Deutschland“, „Bürgerbudget konkret: So funktioniert es bei uns“ und „Unser Bürgerbudget-Vorschlag“. Bei der Durchführung verwenden wir eigens entwickelte Spiele, wie das Demokratie-Rate-Puzzle, „Dein Schätzspiel für Bürgerbudgets“ und demnächst auch ein Planspiel. 

 „Vorschlags-Expedition“ nennt sich unser Format für die Offene Jugendarbeit. Den Auftakt bildet eine Ideenwerkstatt unter Einbeziehung von z. B. Landkartenmethoden und Spaziergängen. Bei den anschließenden Folgetreffen, die sich aus verschiedenen Bausteinen zusammensetzen können, wird aus den Ideen ein abstimmungsfähiger Vorschlag erarbeitet. Im JUBU-Instrumentenkoffer finden sich zahlreiche Anregungen zu unterschiedlichen Methoden, die hierbei angewendet werden können.

// Begleitung bei der Umsetzung vor Ort //

Zum Kennenlernen der Formate und Materialien bietet JUBU Workshops für Fachkräfte an. Auch unterstützen wir dabei, Demokratietage und Vorschlags-Expedition vor Ort durchzuführen bzw. weitere Ideen für eigene Konzepte zu entwickeln.